Tags: künstliche Intelligenz, Zukunft, Digitalisierung
Autor/in: Anne Sillmann
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Künstliche Intelligenz ist seit geraumer Zeit in aller Munde. In vielen Arbeitsbereichen wird KI schon eingesetzt. Dabei spukt eine Frage zunehmend durch die Köpfe der Menschen: wird die KI meinen Arbeitsplatz überflüssig machen? Stiehlt sie mir meinen Job? Kann ich das verhindern? Und vor allem: wie kann ich das verhindern? Für uns ist die Antwort klar: Es kommt darauf an, wie wir mit künstlicher Intelligenz zusammenarbeiten!
Künstliche Intelligenz- Was ist das überhaupt?
Eine Definition gestaltet sich bisher schwierig, da es fast unmöglich ist, alle Funktionen und Leistungen unter einen Hut zu bringen. Die rasante Entwicklung in dem Bereich tut ihr übriges dazu. Außerdem gibt es bisher keinen Konsens darüber, welche Kriterien Intelligenz definieren. Beim Menschen ist dies die Fähigkeit, vernünftig zu denken und zu abstrahieren. Auch das Erkennen von Zusammenhängen und die Lösung von Problemen sowie die Ableitung von zweckgerichtetem Handeln aus diesen Erkenntnissen zählen zu Intelligenz.
Grundsätzlich ist künstliche Intelligenz der Versuch, kognitive, menschliche Funktionen auf computerbasierte Systeme zu übertragen und sie dadurch zu befähigen, Entscheidungen zu treffen. Damit kann ein System eigenständig komplexe Probleme bearbeiten.
Erste Ansätze dazu gab es schon Mitte der 1900er Jahre. Damals basierten sie auf mathematischen Prinzipien der Logik, die durch Programmiersprachen angewandt wurden. Beliebt war damals vor allem die Anwendung in Spielen wie Schach, um herauszufinden, ob die KI Menschen übertreffen kann. Später wurde versucht, über einfache Wenn-Dann-Beziehungen menschliches Wissen in lesbare Informationen zu verwandeln.
In den 80er Jahren wurden die Versuche durch das maschinelle Lernen abgelöst. Dabei sollte ein Computer mit einer bestimmten Aufgabe aus seinen eigenen Erfahrungen lernen. Durch ständige Vergleiche des Ist- und des Soll-Wertes werden nach und nach die Entscheidungsregeln angepasst.
Möglichkeiten künstlicher Intelligenz
Mithilfe dieser Methode können künstliche Intelligenzen mittlerweile Muster erkennen und daraus Prognosen ableiten sowie Mustervorhersagen treffen. Besonders stark sind sie in allen Bereichen, in den Wissen und Informationen analysiert, gefiltert und dargestellt werden müssen.
Deshalb wird KI auch häufig dort eingesetzt wo Daten und Analyse schon zentral sind. Dort sind sie auch in der Lage autonom zu agieren und dadurch Prozesse zu planen, zu optimieren und zu automatisieren. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Menschen an einer Stelle nicht oder nicht wirtschaftlich arbeiten können oder wollen. KI ermöglicht es damit, effizienter zu arbeiten, die menschliche Fähigkeit zu steigern und Ressourcen zu sparen. Dies bedeutet nicht, die Arbeit des Menschen zu ersetzen, sondern in den meisten Fällen lästige Arbeit abzunehmen, sodass der Mensch sich auf wichtigere Aufgaben konzentrieren kann.
Künstliche Intelligenz im Verlagswesen
Durch die Fähigkeit menschliche Sprache zu verarbeiten, wie es auch Sprachassistenten (Siri, Cortana, Alexa etc.) tun, ist für das Verlagswesen vor allem die Textanalyse mithilfe von KI relevant. Durch Wörterzählen und antrainierte Strukturen zur Sortierung und Interpretation von Worten können beispielsweise Manuskripte analysiert und Themen, Emotionen sowie Sprach- und Satzstrukturen erkannt werden.
Mit bloßem Wörterzählen ist es aber nicht getan: um geschriebene Sprache zu analysieren müssen auch Satzzusammenhänge, Zeichensetzung und Betonungen verstanden werden. Auch ein höheres semantische Verständnis von Wortbedeutungen ist erforderlich.
Scriptbakery meistert dies erfolgreich und ermöglicht es Manuskripte vorab zu analysieren, sodass weniger Manuskripte mit Potenzial unter den Tisch fallen, weil keine Zeit ist, alles zu überprüfen. Lektor*innen können sich dann besser auf das eigentliche Lektorat korrigieren und talentierte Debutautoren bekommen eine höhere Chance, veröffentlicht zu werden.
Grenzen künstlicher Intelligenz
Die Schwächen der künstlichen Intelligenz liegen darin, dass sie nur auf Basis ihrer Eingabedaten handeln können und eben nicht selbst denken können. Menschen suchen immer nach Zusammenhängen und bilden Kausalitätsketten, die interpretiert werden können. Auf Basis des entstehenden Gesamtbildes werden dann Entscheidungen getroffen. Maschinen hingegen bilden aus den aufgenommenen Details und deren Assoziationen Wahrscheinlichkeiten, die nach festgelegtem Muster die drauffolgende Handlung bestimmen. Während Menschen also das Gesamtbild betrachten, fokussieren sich KIs auf Detail.
Dadurch sind sie gut in einer Welt, in der sich nichts ändert und alles stabil bleibt. Die Realität ist jedoch auf eine Weise gestaltet, die sich vom Vorhersehbaren und regelhaft bestimmten unterscheidet. Die Kontingenz und den Handlungsspielraum, den Akteure in der Welt haben, haben Maschinen nicht. Sie können nicht abstrahieren und Wissen nicht auf einen anderen Kontext übertragen. Dadurch kann sie auch nur Aufgaben übernehmen, die sich wiederholen und strukturierbar sowie datenbasiert sind. Damit ist der Mensch zwar ergänzbar, aber auf keinen Fall ersetzbar.
Mensch-Maschine
In diesem Zusammenhang spricht man häufig von erweiterter Intelligenz (augmented intelligence) was eine andere Auflösung des englischen Akronyms AI (artificial intelligence) darstellt. Durch die Übernahme von Aufgaben und die Unterstützung des Menschen kann KI also für einen Leistungsverbesserung vor allem im Bereich der Problemlösungsfähigkeit sorgen. Künstliche Intelligenz kann aAufgaben nämlich nicht erkennen, sondern nur zur Lösung eingesetzt werden. Am besten trifft es also der Ausdruck des digitalen Assistenten.
Der Mensch schafft sich durch künstliche Intelligenz also nicht selbst ab, sondern verändert sich lediglich. So kann sich auch die gesamte Gesellschaft in Abhängigkeit von künstlicher Intelligenz verändern. Denn es ist doch so: Technologie prallt nie direkt auf andere Komponenten wie Gesellschaft oder Politik sondern entwickelt sich kontinuierlich in jedem Bereich. Zwar in einer Eigendynamik, aber auch in Wechselbeziehung mit den jeweiligen Komponenten.
Deshalb sind Anpassungsprozesse bei der Arbeit mit künstlicher Intelligenz notwendig, ein Verlust der Anstellung ist also nicht zwangsläufig zu erwarten. Sicher, der technologische Wandel wird Arbeitsplätze ersetzen können. Aber wir können immer noch selbst bestimmen, wie wir uns mit der KI entwickeln und auch, wie wir die Entwicklung der KI beeinflussen. Und schließlich gibt es durch die Einbindung von KI auch zahlreiche neue Arbeitsplätze. Das Ziel sollte auf jeden Fall sein, den Digital Divide zwischen technik-affinen und technophoben Menschen zu verhindern, indem wir uns mit der KI entwickeln. Wenn wir lernen, mit ihr zu arbeiten, dann wird unser Arbeitsplatz nur schwer zu ersetzen sein. Genau hierin liegt die Herausforderung für die Gesellschaft – ob sich unser Zusammenleben mit künstlicher Intelligenz positiv oder negativ entwickelt liegt in unserer Hand!